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IL TRIONFO DEL TEMPO E DEL DISINGANNO Georg Friedrich Händel

Conductor Henning Kaiser

Director,  stage & costume designer Matthias Engelmann

Choreographer Sven Niemeyer

With Rebekka Reister, Diana Schmid, Ann-Catherine Wagner, Daniel Jenz, et al

Staatsoper Hamburg 2010

Irdisches himmlisches Vergnügen

Regisseur Matthias Engelmann nahm sich das Undankbarste vor, was die Musikgeschichte dramaturgisch zu bieten hat: ein Oratorium, in dem vier allegorische Figuren um die Vorherrschaft ringen - ein Lehrstück des Lebens und der Liebe, in dem die Zeit und die Einsicht letztlich triumphieren. (...)

Neben der grundsätzlichen Schwierigkeit, einem moralischen Sujet inszenatorisch beizukommen, stand Engelmann vor der Aufgabe, eine so öde Blackbox wie die Opera stabile deutkräftig zu bebildern. Doch als ehemaliger Assistent des Wiener Bühnenbildners Erich Wonder vermag er Menschen und Stühle nicht nur raumgliedernd, sondern auch sinnvermittelnd zu bewegen und zu gruppieren. Er verortet das sinnbildhafte Stück nicht historisch, sondern existenziell: in der Einsamkeit, im leidigen Spannungsfeld zwischen libidinöser Anziehung und seelischer Abstoßung. Dass Erkenntnis aus Enttäuschung erwächst, besagt schon das doppeldeutige italienische Wort "disinganno". Indem der Regisseur den drei Weiblichkeiten der Schönheit, des Vergnügens und der Erkenntnis je einen stummen männlichen Widerpart beigibt, vermag er sein Deutungsspiel reich zu nuancieren. (...)

- Die Welt -

Fragmente einer Sprache der Liebe

Als Prolog flimmert eine Szene aus "Kinder des Olymp" über die Wand. Der schöne Baptiste erklärt der schönen Garance seine Liebe, Garance erklärt ihm, Liebe ist was für Romane, nicht für die Wirklichkeit.

Wie schwer das immer noch und immer wieder ist mit der Liebe und der Wirklichkeit, wie Schönheit und Vergnügen im Clinch liegen mit unausweichlicher Ernüchterung und dem Verrinnen der Zeit, soll uns anschließend die Inszenierung des Oratoriums "Il Trionfo del tempo e del disinganno" lehren, die Matthias Engelmann ersonnen hat. Am Sonntag war an der Staatsoper Hamburg  Premiere. (...)

Vier Figuren schickt Händel singend in den Wettstreit: Schönheit, Vergnügen, Zeit und Ernüchterung. Engelmann hat dieses Personal um acht nahezu stumm bleibende Figuren so ergänzt, dass sich sechs (wechselnde) Paare bilden. Bis zum Schluss hält uns eine zugleich archaische und artifizielle erotische Spannung in Atem. Die Bühne ist eine Art Tanzstundenkaffeehaus, ein großer, schief hängender und halb blinder Spiegel dient als Projektionsfläche für Sehnsüchte und Selbstbilder, dem launischen Magnetismus aus Anziehung und Abstoßung zwischen Mann und Frau. (...)

Und man spürt: Hier spielt jeder auch mit Fragmenten aus dem eigenen Leben.

- Hamburger Abendblatt-

 

"Il trionfo..." an der Staatsoper Hamburg

Von ehrfurchtsvoller Oratorien-Starre spürt man in Matthias Engelmanns Inszenierung (...) wenig. Und das ist gut so. Denn jede der allegorischen Figuren durchlebt ihr eigenes, bewegendes Seelendrama. Zusammen mit Schauspielern und Tänzern entstehen in dem angedeuteten Ballsaal spannungsreiche Szenen und stimmungsvolle Bilder, die allerdings niemals die Musik in den Hintergrund drängen.

(...) zweifellos ein Triumph von Zeit, Wahrheit - und von Stimme.

-Mopo-

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